100 Jahre Firma Föh in Kappeln

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Zeitleiste: 1629 » 1911 » 1920er Jahre » 1930er Jahre » 1977 » 1998 » 2002 » 2011


Wie kam eigentlich die Firma Föh nach Kappeln?

Es muss ungefähr im Jahr 1629 gewesen sein, als der damalige König Ludwig der XIII den Hochadel und die Generalstände als politische Machtfaktoren ausschaltete und die politischen Sonderrechte der Hugenotten beschnitt. Daraufhin flüchteten 5 Hugenottenbrüder mit dem Namen   „de foeh“ (das Feuer) in Richtung Norden. Zwei dieser Brüder wurden im Norden sesshaft und unsere Vorfahren landeten in Eckernförde. Über drei Generationen waren die Föhs in Eckernförde am Jungfernstieg mit ihrer Räucherei ansässig.

1911 übernahm die Firma Föh aus Eckernförde die Firma August Braack in Kappeln, wo der jüngste Sohn Friedrich mit seiner Frau Dorothea die Geschäfte führte. Er fing mit einem Schornstein unter freiem Himmel an, Blankfische d.h. Heringe und Sprotten zu räuchern und zu versenden. Die vorgenannten Fische waren die damals wichtigsten Produkte und wurden per Eisenbahn in die Hauptabsatzgebiete Sachsen, Thüringen und Berlin versendet. Die Sachsen wollten den Hering dunkel geräuchert haben, da er dadurch länger haltbar wurde. Diese sogenannte Dauerware mit dem Spitznamen „Schornsteinheringe“ genossen die Sachsen besonders gern zu einem kalten Bier.

Pferdewagen, die zur damaligen Zeit mit Haustextilien aus Thüringen kamen und die Waren an Landwirte verkauften, nahmen auf dem Rückweg die dunkel geräucherten Heringe wieder mit nach Hause. Berliner hingegen mochten den Hering eher hell geräuchert. Auf die Dauer war es kein Zustand, bei Wind und Wetter unter freiem Himmel mit Windrock, Öljacke und Südwester zu räuchern.


Anfang der zwanziger Jahre wurde dann die Räucherei mit zunächst zwei Schornsteinen errichtet. Interessanterweise versuchten zur gleichen Zeit auch Gutsbesitzer und Landwirte eine Räucherei zu bauen und zu betreiben. Standort dieser Räucherei wurde das alte Geschäftsgebäude der Familie Wienke. Man setzte hierfür einen Geschäftsführer ein, der die Räucherei ins Rollen bringen sollte. Dieses Konzept ging nicht auf und die Firma Föh konnte während der Bauphase der „Föh-Türme“ die Räumlichkeiten anmieten, um dort weiter erfolgreich zu produzieren und die Stammkunden zu beliefern.


Anfang der dreißiger Jahre wurde der dritte Schornstein errichtet. Unter den drei Schornteinen kamen nun 14 sogenannte „Altonaer-Öfen“ zum Einsatz, deren Name auf Hamburg Altona als Ursprung dieser Räucherkunst zurückzuführen ist. Die Firma Föh beabsichtigte nun ins Aalgeschäft einzusteigen, was zur damaligen Zeit mit viel Fingerspitzengefühl und Mut zum Risiko verbunden war. Sich gegenüber den Mitbewerbern mit eigener spezieller Räucherkunst zu behaupten, war stets das größte Ziel. Es wurde ein voller Erfolg, der bis heute anhält.


1977 wurde die Räucherei in Flensburg verkauft, um die gesamte Produktion an einem Standort zu konzentrieren. Gleichzeitig wurde in Kappeln ein Produktionsraum mit einer hochmodernen Aalschlachtmaschine ( 20 Stück pro Min. ) errichtet. Das Versandgeschäft mit Aal und Räucherfischen unter anderem mit großen Mengen „Echte Kieler Sprotten“ aus Kappeln (der Artikel und die Rechte wurden aus Eckernförde mit nach Kappeln übernommen) war immer ein wichtiger Umsatzträger, und ist es bis heute geblieben. Zusätzlich wurde immer weiter ins Ladengeschäft investiert und weiteres Personal eingestellt.


1998 kam Matthias Föh, nach seiner kaufmännischen Ausbildung als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, mit in den Familienbetrieb. Im Jahre 2002 hat Fiete Föh das Nachbargrundstück am Dehnthof gekauft, um dort eine Fisch- und Bierterrasse zu errichten. Dies wurde ein voller Erfolg und Gäste aus Nah und Fern können seitdem in den Sommermonaten leckere Gerichte, Fischbrötchen und Getränke verzehren.

2011 stand nun das 100-jährige Betriebsjubiläum an, zu dem sich unzählige Freunde der Familie, Kunden und Geschäftspartner der Firma angemeldet hatten. Es war ein sehr schönes Fest und manche von unseren Gästen hielten bis in die frühen Morgenstunden durch. Bevor wir zum Schluss kommen, möchten wir ihnen noch einen kleinen Überblick über die Arbeitsabläufe in der Firma vorstellen: In den umsatzschwachen Wintermonaten wird die Zeit genutzt, um das Holzlager mit heimischer Buche und Erle wieder aufzufüllen, um in den Folgemonaten reibungslos produzieren zu können. Die Saison beginnt mit den Osterferien und mit dem Öffnen der Fisch- und Bierterrasse Ende April. Durch die Anziehungskraft der schönen Stadt Kappeln profitieren auch wir von den zahlreichen Besuchern und Urlaubern in der Zeit bis nach den Herbstferien. Im Anschluss wird mit dem Schlachten der Ostseeblankaale begonnen, die nur in der Zeit von Oktober bis Anfang Dezember gefangen werden können.

Wir hoffen, dieser kleine Einblick in unsere Räucherei hat Ihnen gefallen!